„Per canviar-ho tot!“ – Feministischer Generalstreik, soziale Kämpfe und linke Stadtteilpolitik in Barcelona
Am 8. März gingen in diesem Jahr in ganz Spanien zum wiederholten Male Millionen Frauen* gegen patriarchale Gewalt, Geschlechterungerechtigkeit und die Nichtanerkennung von Reproduktionsarbeit auf die Straße. Unter dem Motto „Ohne Frauen* steht die Welt still!“ wurde dazu aufgerufen, an diesem Tag in einen Lohnarbeits-, Reproduktions-, Konsum- und Bildungsstreik zu treten, um so das ganze Land lahm zu legen. Zugleich spielten in vielen Aufrufen und Parolen antirassistische und antikapitalistische Positionen eine zentrale Rolle, die ausgehend vom feministischen Kampf die Systemfrage stellten.
Dabei wird aus einer feministischen Perspektive konkret in soziale Kämpfe interveniert, etwa mit den Einforderungen nach bezahlbarem Wohnraum oder der Enteignung leerstehenden Wohnraums für alleinstehende Frauen*. Diese Forderungen, welche explizit in der Mobilisierung zum 8. März in Barcelona gefallen sind, markieren einen zweiten zentralen Konfliktpunkt gesellschaftlicher Auseinandersetzungen in Katalonien und im spanischen Staat. Nach der Banken- und Hypothekenkrise vor 12 Jahren, in der hunderttausende Familien ihr Haus verloren haben, hat die Spekulation mit Wohnraum wieder Hochkonjunktur. Dadurch sind die Mietpreise in den letzten Jahren förmlich explodiert, viele Wohnungen werden in Ferienappartements umgewandelt und täglich knapp zehn Menschen in Barcelona zwangsgeräumt. Doch auch dagegen entwickelt sich seit geraumer Zeit Widerstand von Betroffenen, Stadtteilbewohner*innen und Aktivist*innen, die versuchen materielle Verbesserungen zu erkämpfen und Momente der Solidarität und Organisierung zu schaffen.
Im Rahmen der Veranstaltung wird ein Genosse, der im Frühjahr dieses Jahres einige Monate in Barcelona gelebt hat ausgehend von seinen Beobachtungen diese Themenkomplexe etwas näher beleuchten. Darüber hinaus möchten wir versuchen die Erfahrungen aus Barcelona mit der hiesigen Debatte um eine neue linke Klassenpolitik zusammenzubringen und aufzuzeigen, was wir aus den Kämpfen hoffen, lernen und übertragen können.
Vortrag und Diskussion | Donnerstag, 22.08.2019 | 19 Uhr Li(e)ber Anders | Iltisstr. 34 Kiel
Eine Veranstaltung von Perspektive Solidarität Kiel (PSK).