Die Ketten von Patriarchat und Kapital sprengen – Feministisch kämpfen gegen Rechtsruck, Krieg und Krise! Heraus zum 8. März!

Wenn wir anlässlich des 8. März 2025, dem internationalen feministischen Kampftag gegen patriarchale Herrschaft, eine Bestandsaufnahme unserer Kämpfe wagen, müssen wir einräumen, dass anders als noch vor wenigen Jahren, nicht mehr die hoffnungsvollen Aufbrüche von Frauen und anderen unterdrückten Geschlechtern in aller Welt unseren Fokus bestimmen. Im Gegenteil sind wir als feministische Bewegung zunehmend auf Abwehrkämpfe gegen die reaktionären Angriffe auf uns und unsere Errungenschaften zurückgeworfen, die Folge der rasant um sich greifenden autoritären Formierung von Gesellschaft und politischem Mainstream in vielen Teilen der Welt sind.

Die zumindest kleinen Schritte, mit denen wir als große Bewegung zuletzt vor allem in kulturellen Fragen voranschreiten konnten, stehen heute mächtigen politischen Kräften gegenüber, die die Gehässigkeit des Patriarchats in Reinform verkörpern und uns den Krieg erklärt haben. Diese Entwicklung kommt nicht von ungefähr und ist nicht allein durch gekränkte Männlichkeit zu erklären, die nun mit voller Härte um sich schlägt. Sie ist vor allem auch systemisch und hat im Kern damit zu tun, dass die Spielräume für emanzipatorische Vorstöße sich zwangsläufig verkleinern, wenn die fortschreitenden Krisen den Bedarf an autoritärer Härte steigern. Härte, mit der die Privilegierten ihre fragil werdenden Privilegien und die Herrschenden ihre wackelnde Herrschaft verteidigen können.

Genaugenommen wussten wir auch schon vorher, dass die bürgerlich-kapitalistische Gesellschaft kein verlässliches Fundament für feministische Befreiung bietet. Im Gegenteil ist sie historisch die Wiege des modernen Patriarchats und seiner Zwänge gewesen und hat sich immer nur dann vorwärtsbewegt, wenn wir sie von unten dahin getreten haben. Und es war uns klar, dass die Sichtbarkeit und der gewachsene politische und soziale Einfluss, die wir in den letzten Jahren spürbar durchsetzen konnten, oft an der Oberfläche verharren mussten. Nicht selten wurden sie sogar von Regierungen, Konzernen und anderen für uns entgegengesetzte Interessen vereinnahmt, zumindest solange dies dem Zeitgeist entsprach. Dieser Zeitgeist weicht nun auch hierzulande zusehens und wir werden als Feminist:innen mit wachsenden Barrieren und offenen Angriffen konfrontiert sein. Der Name Friedrich Merz steht sinnbildlich dafür, die erstarkte AfD ist im Prinzip dasselbe in blau und mit offen faschistischer Flanke. Die Trump-Musk-Oligarchie weist die wohl beängstigenste Machtfülle in dieser Entwicklung auf, unzählige andere Stellvertreter aus sämtlichen Teilen der Welt könnten hier ergänzt werden.

Warum das Patriarchat und der Kapitalismus so gut harmonieren liegt in ihrer Wesensverwandtheit begründet und dem Nutzen, den beide voneinander haben. Kapitalismus ist die ökonomische Ausformung der patriarchalen Logik von Konkurrenzkampf, dem Recht des Stärkeren und der Unterwerfung der Natur. Soziale Ungleichheit ist die DNA des Kapitalismus, er konnte die in Jahrtausenden gewachsene Herrschaft des Männlichen ohne Abstriche in seine Struktur integrieren und erneuern. Im Gegenzug verdankte der Kapitalismus dem Patriarchat seinen zerstörerischen Siegeszug, der ohne die Überausbeutung von Frauen und unbezahlte bzw. abgewertete Care-Arbeit undenkbar gewesen wäre. Dass nach ein paar wenigen Jahren Regenbogen-Kapitalismus und heuchlerischer „feministischer Außenpolitik“ für die Interessen des im Niedergang befindlichen Wertewestens nun wieder die offene Verachtung von Frauen, Queers und dem Streben nach egalitären und solidarischen Verhältnissen Konjunktur hat, ist also wenigstens ehrlich. Unsere falschen Freund:innen werden nun so schnell wieder weg sein, wie sie auf der Bildfläche erschienen sind.

Wir erleben gerade in Echtzeit, wie globale Machtkämpfe konkurrierender imperialistischer Akteure sich ganz konkret auf unseren Alltag auswirken. Die ökonomische Weltordnung unter westlicher Hegemonie ist im Umbruch. Die Bereitschaft, sie mit allen Formen der Gewalt, die Staat und Kapital in unterschiedlichem Ausmaße zur Verfügung stehen, und zur Durchsetzung der spezifischen Interessen zu verteidigen oder anzugreifen, kennt keine Limits mehr. Dies beschleunigt in allen daran beteiligten Staaten eine Entdemokratisierung und Militarisierung der Gesellschaften, mit der das Bekenntnis zu Härte und Kompromisslosigkeit, genauso wie die ideologische Schließung der Reihen im Namen der Nation einhergeht. Das Patriarchat, also die Abwertung des Weiblichen und Überbetonung des Männlichen, hat in solchen Zeiten notwendigerweise Auftrieb, auch wenn nicht ausschließlich Männer die Uniformen tragen und für die propagandistische Unterfütterung sorgen.

Aber nicht nur das große Comeback des Militärischen ist ein Gradmesser dafür. Die große globale Krise ist in der BRD vielmehr in allen gesellschaftlichen Bereichen spürbar und hat konkrete patriarchale Vorzeichen. Sowohl um die eigene Nationalökonomie im globalen Ringen der Kapitale konkurrenzfähig zu halten, aber auch, um ihr mit Waffengewalt zur Durchsetzung zu verhelfen, werden die Lebensbedingungen von Arbeiter:innen angegriffen. Als erstes trifft dies Bereiche, die gesellschaftlich ohnehin als minderwertig angesehen und aktiv abgewertet werden. Dazu zählen nicht zuletzt alle Tätigkeiten, die als „Frauenberufe“ gelten und meist auch so entstanden sind. Die Care-Krise ist überall offensichtlich: Die soziale Infrastruktur ist marode und funktioniert immer unzuverlässiger. Es fehlt an Pflegekräften, Erzieher:innen und Lehrer:innen. Personalmangel, schlechte Entlohnung, Burn-out, zunehmende Anforderungen und daraus resultierende Unattraktivität dieser lebensnotwendigen Berufsfelder sind eine Abwärtsspirale ohne Schlusspunkt. Sie sind aber kein Naturgesetz, sondern Folge politischer Prioritätensetzungen zu Lasten von Frauen, die die Care-Krise überproportional auszubaden haben. Das Geld, welches vermeintlich fehlt, um die grundlegensten gesellschaftlichen Bedürfnisse zu stillen, wird mittlerweile völlig selbstverständlich zur Kriegsertüchtigung der Nation und Vorbereitung ihrer kommenden Kriege versenkt. Dies verdeutlicht der jüngste Vorstoß von CDU und SPD mit Unterstützung der Tarnfarben-Grünen, vor Regierungsende noch schnell ein 400 Milliarden Euro schweres Sondervermögen für die Bundeswehr durch die Hintertür zu verabschieden. Milliarden, mit denen man den Pflegenotstand und die Wohnungsmisere beenden, Krankenhäuser und Schulen modernisieren sowie gebührenfreie Kitas und Frauenhäuser massiv ausbauen könnte. Zeitgleich beflügeln die daraus folgernden sozialen Verelendungen und Zerwürfnisse die Zunahme patriarchaler Gewalt und die Gefahr für Frauen und andere benachteiligte Geschlechter, in Armut abzurutschen.

Es ist also mehr als nur eine lieb gewonnene Floskel, wenn wir sagen, dass der Feminismus sich gegen den Kapitalismus richten muss. Vielmehr ist dies in seinem ureigenen Interesse und offensichtlich aktueller denn je. Die in ihrer Produktionsweise angelegten Krisen der bürgerlichen Gesellschaft hinterlassen Trümmerfelder, auf denen das Patriarchat in unterschiedlichsten Ausformungen gedeihen kann und sind Beschleuniger derjenigen autoritären Zuspitzungen, die seine schlimmsten Handlanger hervorbringen. Aber welche Bündnisse braucht ein Feminismus, der sein Begehren nach Geschlechterbefreiung auch und gerade unter erschwerten Bedingungen nicht aufgeben will, stattdessen? Wenn wir Geschlechtergerechtigkeit durchsetzen wollen, müssen wir gemeinsam mit allen, die unter den sich rasant brutalisierenden Verhältnissen zu leiden haben, eine Gesellschaft verwirklichen, die nicht nach dem Prinzip der Konkurrenz bis hin zum Krieg, sondern auf Kooperation aufbaut; die nicht als Klassengesellschaft angelegt ist, sondern auf sozialer Gleichheit fußt. Dazu müssen wir uns organisieren und zusammenschließen gegen diejenigen, die von dieser Ordnung profitieren und sie aktiv verteidigen.

Als Feminist:innen müssen wir antifaschistisch kämpfen, um noch Schlimmeres zu verhindern. Als Feminist:innen müssen wir internationalistisch kämpfen, weil die Erfahrungen unserer Geschwister in aller Welt, allen voran die der Frauenrevolution in Nordostsyrien, unbezahlbar sind und wir die Macht von Kapital und Patriarchat nicht an einem isolierten Ort brechen können. Wir müssen gegen Krieg, seine Ursachen und seine Nutznießer:innen kämpfen, auch weil wir wissen, dass die grausamste und massenhafteste Gewalt des Patriarchats unter seinen Bedingungen ermöglicht wird. Wir müssen Streiks und Kämpfe am Arbeitsplatz unterstützen, insbesondere dann, wenn sie die Abwertung der Care-Arbeit angreifen. Wir müssen solidarisch an der Seite der streikenden Kolleg:innen stehen, erst Recht wenn sie mit Repressionen und Verboten konfrontiert werden, wie im letzten Jahr beim Kita-Streik in Berlin geschehen. Wir müssen Strukturen schaffen, um uns kollektiv gegen Alltagsseximus und patriarchale Gewalt wehren zu können. Als Feminist:innen müssen wir gegen diesen Staat kämpfen, der immernoch per Gesetz über unsere Körper bestimmen will. Aber vor allem müssen wir eine zentrale Rolle beim Aufbau einer schlagkräftigen antikapitalistischen Bewegung spielen, die die gesellschaftlichen Verhältnisse grundlegend umwerfen kann und sozialistische Perspektiven eröffnet, die ohne Feminismus zum Scheitern verurteilt sind. Wir haben nichts zu verlieren, außer unsere Ketten.

Heraus zum 8. März – für die soziale Revolution!

Demo zum Warnstreik in der Pflege und im Sozial- und Erziehungsdienst: 07.03.2025 | 11.30 Uhr | Gewerkschafthaus (Legienstr. 22-24) | Kiel

Internationalistisch-antikapitalistischer Block auf der 8M-Demo: 08.03.2025 | 15 Uhr | Platz der Kinderrechte | Kiel

Perspektive Solidarität Kiel | www.perspektive-solidaritaet.org