PSK Winterschule 2024/25 – Lernen als Organisieren, Organisieren als Lernen

„Bildet euch, denn wir brauchen all eure Klugheit. Bewegt euch, denn wir brauchen eure ganze Begeisterung. Organisiert euch, denn wir brauchen eure ganze Kraft.“ (Antonio Gramsci)

14.12.2024 | 11-17 Uhr: Emma Goldman – „Lieber Rosen auf dem Tisch, als Diamanten um den Hals“ | Referierende: Hanna Mittelstädt (Anmeldung ab sofort)

25.01.2025 | 13-18 Uhr: Rosa Luxemburg – „Sich nicht regieren lassen“ | Referierende: Miriam Pieschke (Anmeldung ab 15.12.2024)

Bildung und Selbstbildung sind zentrale Elemente für die Theorie und Praxis der radikalen und revolutionären Linken. Wer die eigene Geschichte kennt und als diese begreift, kann aus Niederlagen aber auch Erfolgen lernen. Das Wissen über theoretische Begriffe und Konzepte, ermöglicht uns eine kritische Analyse der gesellschaftlichen Verhältnisse und das Schaffen einer Perspektive über die bestehende kapitalistische Ordnung hinaus. Damit ist Bildung nicht weniger als eine Grundlage für gemeinsames Bewusstsein, kollektive Kämpfe und Organisierung. Diese Form des Wissens wird allerdings weder im Fernsehen gezeigt, noch ist sie fester Bestandteil im bürgerlichen Bildungskanon an Schulen und Universitäten. Dieses Wissen müssen wir uns aktiv selbst aneignen und vermitteln. Da dafür im Alltag neben Arbeit, Ausbildung oder Motivationslosigkeit angesichts der ganzen Misere oft die Zeit oder Lust fehlen und viele Texte schwierig zu verstehen sind, wollen wir uns dieses notwendige Wissen gemeinsam aneignen.

Mit diesem Ansatz geht die Winterschule von Perspektive Solidarität Kiel in die dritte Runde. Diesmal nähern wir uns anhand der Biographien verschiedener Revolutionär:innen ihrem jeweiligen politischen Denken. Dabei soll die Retrospektive auf vergangene politische Kämpfe, Formen der Organisierung und Theoriebildung den Blick für unsere aktuellen Herausforderungen schärfen. Los geht es im Dezember mit einem Workshop zum Leben und Wirken der militanten Anarchistin Emma Goldman. Im Januar beschäftigen wir uns mit Rosa Luxemburg und Fragen von Demokratie und sozialistischer Organisierung. Weitere Veranstaltung werden zeitnah angekündigt. Wir freuen uns auf euch und eure Impulse!

Die Veranstaltungen sind als Tagesseminare angelegt und werden inhaltlich sowie didaktisch so gestaltet, dass es keinerlei Vorkenntnisse für die Themen bedarf. Auch wenn die Inhalte durchaus kompliziert werden können, ist es unser Anspruch, dass alle teilnehmen und mitkommen können und wir uns in einem kollektiven Prozess bilden.

Alle Seminare finden im Stadtteilladen Anni Wadle (Kieler Str. 12, 24143 Kiel) statt und aufgrund begrenzter Plätze bitten wir um eine Voranmeldung. Dafür könnt ihr einfach an mail@perspektive-solidaritaet.org schreiben oder euch direkt im Stadtteilladen melden. Die Seminarreihe wird unterstützt von der Rosa-Luxemburg-Stiftung Schleswig-Holstein.

Weitere Veranstaltungen werden zeitnah angekündigt.

perspektive-solidaritaet.org | stadtteilladen.gaarden.net | sh.rosalux.de


Ankündigungstexte:

14.12.2024 | 11-17 Uhr: Emma Goldman – „Lieber Rosen auf dem Tisch, als Diamanten um den Hals“ | Referierende: Hanna Mittelstädt (Anmeldung ab sofort)

Die »Rote Emma« war zu ihren Lebzeiten (1869-1940) eine verehrte und gefürchtete Symbolfigur des Anarchismus. Sie wurde bekannt durch ihre Reden für die Rechte der Arbeiter:innen, für Geburtenkontrolle, gegen die Wehrpflicht. 1886 war sie im Alter von 17 Jahren aus Russland in die USA emigriert. Als Textilarbeiterin in New York lebte sie mitten im sozialen Elend und gelangte in anarchistische Kreise. Sie erkannte bald ihr rhetorisches Talent und setzte es in landesweiten Agitationsveranstaltungen ein. Sie wurde mehrmals zu Gefängnisstrafen verurteilt, verfasste revolutionäre Schriften. 1919, im Zuge der Kommunistenhetze, wurde sie mit anderen Genossen aus den USA nach Russland deportiert. Enttäuscht von der diktatorischen Herrschaft der Bolschewiki, floh sie nach Frankreich, wo sie in den 20er Jahren ihre Autobiografie »Gelebtes Leben« schrieb, Zeugnis einer kämpferischen, mutigen und unabhängigen Frau. 1936 nahm sie an der spanischen Revolution teil. 1940 starb sie vereinsamt in Toronto. Auf ihrem Grabstein steht ein Zitat von Charles Caleb Colton: »Freiheit steigt nicht zu einem Volk herab, ein Volk muss sich selbst zur Freiheit erheben«.

Hanna Mittelstädt, geboren 1951 und bis heute lebhaft in Hamburg, ist Mit-Gründerin und war 45 Jahre lang Mit-Leiterin des Verlags Edition Nautilus, wo 2014 die deutsche Übersetzung von »Gelebtes Leben« erschien. Sie wird eine ausführliche Einführung in das Leben und Wirken Emma Goldmans geben, bevor wir uns gemeinsam einigen zentralen Texten der »gefährlichsten Frau Amerikas« widmen.

25.01.2025 | 13-18 Uhr: Rosa Luxemburg – „Sich nicht regieren lassen“ | Referierende: Miriam Pieschke (Anmeldung ab 15.12.2024)

Rosa Luxemburg steht für einen demokratischen Sozialismus, für ein Verhältnis von „Masse und Führung“ auf Augenhöhe und für eine Vision einer befreiten Gesellschaft. Sie gilt oft als nicht-diskreditierte Ikone der linken Geschichte und Bewegung. Wenn auch ihre Lebensdaten und die grausamen Umstände ihres Todes vielen linken Menschen bekannt sind, wissen die meistens wenig über ihr Werk, ihre Standpunkte und ihr Wirken in der Arbeiter*innenbewegung.

Dieser Workshop bietet die Gelegenheit, sich einen ersten Überblick über Luxemburgs Leben und Werk, eingebettet in den historischen Kontext, zu machen. An einem Beispieltext wollen wir und zudem mit ihrer Argumentationsweise vertraut machen. Alle sind willkommen, der Workshop richtet sich aber vor allem an Einsteiger*innen.

Miriam Pieschke ging in Berlin auf eine Schule, die nach Rosa Luxemburg benannt war. Sie beschäftigt sich seit über 10 Jahren mit Rosa Luxemburg, gibt immer wieder Seminare zu deren Leben und Werk und ist Herausgeberin des Buchs „Sich nicht regieren lassen. Rosa Luxemburg zu Demokratie und linker Organisierung.“