Schilderwald zum Trans Day of Remembrance

Schilderwald | 20.11.2024 | 17:00 Uhr | Holtenauerstr. (Am Dreicksplatz-Park)

Trans Menschen sind von allen Seiten Schikane und Gewalt ausgesetzt

Trans Menschen können sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren, welches ihnen bei der Geburt zugeschrieben wurde. Dies ist keine Entscheidung – dennoch werden sie dafür von allen Seiten schikaniert, beleidigt, diskriminiert und angegriffen. Besonders stark betroffen sind transweibliche Personen und rassifizierte Personen. Zu häufig endet die Gewalt tödlich. Allein 2023 wurden mehr als 300 trans Personen weltweit ermordet. Die meist männlichen Täter werden selten gefasst und die Medien berichten oft unsensibel, falsch oder gar nicht darüber.

Konservative und Rechte stellen trans Menschen als Bedrohung dar

In den letzten Jahren hat sich die Zahl der transfeindlichen Gewalttaten rasant gesteigert. Das ist wenig überraschend, denn sie sind unmittelbare Folge des Rechtsrucks. Politiker*innen und rechte Influencer*innen machen Stimmung gegen trans Menschen und stellen jede Verbesserung der Lage dieser Menschen als Gefahr für andere benachteiligte Gruppen dar, die zurecht frustriert über die Verhältnisse sind.

Auf der Straße nutzen Neonazis die Gelegenheit und inszenieren sich auf militanten Gegendemos zu CSD-Veranstaltungen als Retter alter Werte. Gleichzeitig feiern Menschenfeinde und Rechte auch in den Parlamenten immer mehr Erfolge. Sei es in Ungarn, Argentinien, den USA oder auch Thüringen, Sachsen und Brandenburg. Dort wo sie an der Macht sind, schränken sie die Rechte von trans Menschen ein. Fehlender Zugang zu medizinischer oder psychologischer Versorgung sind genau so tödlich wie Gewalt auf der Straße!

Trans Menschen haben keinen Platz und keinen Wert im Kapitalismus

Doch nicht nur die offen faschistischen Kräfte sind das Problem: In Krisenzeiten spitzen sich patriarchale Zustände zu. Die Herrschaft des Männlichen gewinnt an Zuspruch. Demnach werden nur „echte Männer“ als vollwertig angesehen, Frauen werden abgewertet. Die kapitalistische Wirtschaft baut darauf auf: Männer erarbeiten die Profite, Frauen kümmern sich um Kinder, Alte, Essen und Haushalt. Gleiches gilt auch in der wieder aufgefrischten Kriegslogik in Deutschland: Ein Land das aufrüstet und sich kriegsbereit macht, braucht mehrheitlich emotionslose, gewaltbereite Männer für die Front und Frauen, die im Hintergrund die Sorgearbeit machen.

Wer sich gar nicht in diese Zweiteilung einordnen lässt, wie trans Personen, nichtbinäre, inter* oder agender (geschlechtslose) Personen, hat keinen Platz und auch keinen Wert in diesem System und bekommt das alltägliche zu spüren.

Wir sind traurig und wütend! Lasst uns zusammen kämpfen, für die Befreiung aller!

Am Gedenktag für die Opfer von Transfeindlichkeit wollen wir derer gedenken, für die das patriarchale System tödlich geendet ist, weil sie ermordet wurden, an den Folgen von Gewalt gestorben sind oder die alltägliche Gewalt und Schikane nicht mehr aushalten konnten. Initiiert wurde der Tag, um Rita Hester und Chanelle Picket zu gedenken – zwei schwarzen trans Frauen, die am 20.11.1995 in Massachusetts, USA ermordet wurden.

Gedenken bedeutet für uns auch weiterzukämpfen, den Kampf derjenigen, die ermordet wurden, weiterzuführen. Wir kämpfen gegen die alltägliche Gewalt an unseren Körpern, die rechte Bedrohung und gegen die systematische Gewalt des Staates. Dessen Symbolpolitik, wie Regenbogenflaggen auf Polizeiautos, brauchen wir nicht! Die Befreiung von trans Personen kann nicht innerhalb dieses Systems passieren, sie muss jenseits davon erkämpft werden!

Und unsere Kämpfe müssen zusammen geführt werden: gegen Faschismus und Rassismus, gegen Kapitalismus und Patriarchat, gegen Frauen- und Queerfeindlichkeit. Denn wir werden alle vom selben System unterdrückt! Das Stärkste, was wir diesem System und seinen aktuellen Zuspitzungen entgegensetzen können, ist ein solidarischer Kampf, getragen durch unsere Trauer und Wut. Nur gemeinsam können wir eine Gesellschaft erkämpfen, in der nicht Macht und Gewalt den Ton angeben, sondern in der sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert wird.

Zum Schilderwald rufen auf: Jiyana Jin – Kurdischer Frauenverein Kiel e.V., Feministisches Café Kiel, Alevitische Gemeinde Kiel, Feministische Antifa Kiel, Bund Sozialistischer Frauen, Perspektive Solidarität Kiel und Stadtteilladen Anni Wadle.